Seit sieben Tagen wohnt jetzt dieses Virus in meinem Körper. Es hat nicht wirklich angeklopft oder sich angekündigt. Über zwei Jahre hat es gedauert, bis es bei mir angekommen ist. Ein verrückt langer Zeitraum, wenn man sich überlegt, dass es in ein paar Wochen von China nach Deutschland gekommen ist. Und noch verrückter der Gedanke daran, wie viele Menschen dieses Virus schon vor mir besucht und vielleicht sogar ans Ende ihres Lebens geführt hat. Das ist in all seiner Dramatik so schwer zu begreifen, dass es mir seltsam vorkommt, die vergangenen sieben Tage so völlig undramatisch in meinem Zimmer verbracht zu haben. Klar ist es doof, krank zu sein. Aber, dass Corona einen lebensbedrohlichen Verlauf nimmt, ist in meiner Situation glücklicherweise sehr unwahrscheinlich.
Alles in allem bleibt Quarantäne sehr unspektakulär. Was mich am meisten irritiert: Ich empfinde es als angenehm unspektakulär. Natürlich hatte ich Bedenken, wie ich die Quarantäne so meistern würde, zumal Alleinsein mir eine Zeit lang großes Unwohlsein bereitet hat. Aber jetzt, auf dem Weg der Besserung und mit der Aussicht, mich vermutlich morgen wieder freitesten zu können, erwische ich mich tatsächlich mit dem Wunschgedanken, noch etwas länger allein mit mir zu bleiben und nicht die Notwendigkeit zu fühlen, etwas anderes machen zu müssen, als hier auf meinem Bett zu sitzen und friedlich vor mich hinzugucken.
VORORTKULTUR