66 Das gebundene Rebherz von der Mosel

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Der erste Lockdown war der härteste. Als dann die ersten Lockerungen kamen, gab es einen Ort, an den ich fahren konnte: die Mosel, Heimat meines verstorbenen Vaters. Ich fuhr mehrmals mit verschiedenen Freund:innen dorthin, konnte Landleben, Sonne, Natur genießen. Und die Weinberge, von denen ein paar noch im Besitz der Familie sind, die Großeltern waren Winzer. Es schlich sich die Idee ein: Warum bestellen wir nicht einen? Um auf den Geschmack zu kommen, veranstalteten wir im Freundeskreis digitale Weinproben. Es waren tolle Abende, wir trafen uns zu zweit vor den Computern, insgesamt zu acht, und tranken (meistens) die gleichen Weine, lernten riechen und zu schmecken. Nach über zwei Jahren Pandemie ist es so weit: Auf 2200 m2 werden etwa 500 Rebstöcke gepflanzt. Und da der Weinbau noch gelernt werden will, gehen wir in die Lehre bei einem Jungwinzer. Auf dem Bild ist einer meiner ersten Versuche, die Reben zu binden, zu sehen – an einem einzelnstehenden Rieslingrebstock, den auch mein Großvater schon bestellt hat. So hat die Pandemie mich auf eine Familien­tradition gebracht, die wieder aufzunehmen große Freude bereitet.

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